IGE ist neuer Partner für Flixtrain: „Die ideale Verbindung“
Seit der Wiederaufnahme des Flixtrain-Fernzugverkehrs, am 23. Juli 2020, fährt die Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr (IGE) für diesen Privatanbieter die Relation FLX 20 Hamburg-Köln. IGE-Geschäftsführer Armin Götz gegenüber bahn manager: „Die ideale Verbindung!“
Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager
2017 übernahm das tschechische Eisenbahnverkehrsunternehmen Leo Express die Trassenrechte der Strecke Berlin–Stuttgart für Personenzugdienste des insolvent gegangenen Eisenbahnverkehrsunternehmens (EVU) Locomore. Der Zugverkehr wurde wieder aufgenommen und als FLX 10 in Partnerschaft mit der Flixtrain GmbH durchgeführt. Die Vermarktung geschah über die Mutterfirma Flixmobility GmbH, die schon zuvor erfolgreich Fernbus-Reisen nach Fahrplan unter dem Label Flixbus durchführte.
Auch der 2017 eingestellte private Hamburg-Köln-Express (HKX) wurde 2018 durch das EVU Bahntouristikexpress in Verbindung mit Flixtrain als FLX 20 wiederaufgenommen. Im Frühjahr 2020 kam es im Zuge der Corona-Pandemie zu Unstimmigkeiten über die weitere vertragliche und finanzielle Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Flixtrain und den bisherigen Partnern. Bahntouristikexpress kündigte im April 2020 den Vertrag, mit Leo Express kam das Ende im September 2020.
Dennoch fand Flixtrain – für manche Beobachter überraschenderweise – schnell neue Partner: für die Linie FLX 20 die IGE aus Hersbruck und für die am 23. Mai 2019 erstmals bediente Verbindung FLX 30 Köln – Berlin die SVG Schienenverkehrsgesellschaft aus Stuttgart. Diese ist das EVU/EIU des gemeinnützigen Vereins "Freunde zur Erhaltung historischer Schienenfahrzeuge e. V. (FzS)".
Im Gespräch mit bahn manager zeigte sich der IGE-Geschäftsführer Armin Götz selbstbewusst.
„Bei Flixtrain/Flixmobility sind hervorragende Informatiker am Werk. Das Ticket-Marketing ist beispielhaft. Es fehlt allerdings - und verständlicherweise - tiefergehendes Bahnwissen. Wir, die IGE, kommen aus dem Personen-Sonderzugverkehr, sind seit längerem auch im Schienengüterverkehr tätig, kennen das Bahnwesen in allen Details und haben auch eine gute Vernetzung in der Branche. Wir sind also genau das richtige ausführende EVU für Flixtrain – gemeinsam kann es wirklich gut werden, das ist eine ideale Verbindung!“
Götz betont, dass ihm die Entscheidung zur Zusammenarbeit mit Flixtrain nicht schwer fiel. „Das ist natürlich auch eine kalkulatorische Frage. Aber wir haben uns relativ schnell einigen können und nach Beendigung der Verhandlungen haben wir dann innerhalb von nur zweieinhalb Wochen den Verkehr auf die Beine gestellt.“ Vom bahntechnischen Ablauf her hätten Verbesserungsmöglichkeiten bestanden, das hörten die Partner gerne. Bei der Personalplanung war hilfreich, dass aufgrund der Corona-Pandemie der Personalbedarf im Güterverkehr noch nicht wieder auf altem Niveau lag, so konnten relativ problemlos Lokpersonale auf die Personenzüge umgeplant werden.
Hilfreich sei gewiss auch, dass Flixtrain inzwischen seine Wagen im Innern modernisiert habe, mit Steckdosen und WLAN an allen – ebenfalls erneuerten – Sitzplätzen, einschließlich zusätzlicher Komfortsitze an den Zug-Enden. Für die Umläufe Hamburg-Köln setzt die IGE zwei Vectron-Lokomotiven der Baureihe 193 von der MRCE Dispolok GmbH ein. Offenbar hatten viele Flixtrain-Fans sehnsüchtig auf die Wiederaufnahme der Fahrten gewartet. Wie es heißt, seien inzwischen auch wieder einige Züge nahezu ausgebucht, sodass sicherlich auch ein weiteres Hochfahren der Verbindungen gut angenommen werden wird.
Die Linie FLX 30 fährt an Wochenenden über Köln hinaus nach Aachen und soll perspektivisch auch über Berlin hinaus nach Leipzig weitergeleitet werden. Und wie sieht es aus mit der Wiederaufnahme der Flixtrain-Verbindung Berlin-Stuttgart und den geplanten Direktverkehr Hamburg-Berlin? Armin Götz: „Zu den Planungen bei Flixmobility kann ich nichts sagen. Natürlich gibt es Gedankenspiele, aber alles muss gerade angesichts der Corona-bedingten Reiserückgänge genau bedacht werden.“
Mit einem Groll endete hingegen die Kooperation Flixtrain-Leo Express. Diplomatisch teilte dazu Flixtrain mit: „Wir bedauern, dass LEO Express den Betrieb nicht wieder aufnehmen konnte und uns zukünftig nicht als Partner erhalten bleibt. Wir bedanken uns für die erfolgreiche Zusammenarbeit in den letzten Jahren.“ Hingegen erklärte der Leo Express-Pressesprecher Emil Sedlařík am 11. September 2020, Flixtrain habe den Vertrag „rechtswidrig gekündigt“: „FlixTrain hat Leo Express gebeten, am 19. März den Betrieb auf der Strecke Berlin-Stuttgart aufgrund niedriger Nachfrage einzustellen, obwohl es in Deutschland keine Regierungsvorschriften oder Maßnahmen gab, die den Bahnbetrieb im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie oder aus anderen Gründen untersagten.“
Offenbar wollte Leo Express gerne weiter Einnahmen verzeichnen, obwohl auch dem tschechischen Unternehmen klar sein musste, dass in einem solchen Fall Flixtrain auf den Kosten sitzengeblieben wäre. Schließlich war nicht zu erwarten – das ist zwischenzeitlich zur Tatsache geworden – dass aus Bundesmitteln neben dem Fernverkehr der Deutschen Bahn auch ein privater Anbieter von Fernverkehrsleistungen seine Kosten erstattet bekommen hätte. Im Zweifelsfall zählt eben aus Bundessicht für die Erbringung der verfassungsrechtlich garantierten Mobilitätsangebote doch eher der bundeseigene Bahnkonzern, nicht aber ein privater Mitbewerber.