Züge schweben lassen - Nevomo berichtet von erfolgreichen Tests

Das schweizer-polnische Startup Nevomo hat nach eigenen Angaben erstmals ein Fahrzeug über Gleisen schweben lassen. Dabei sei eine Fahrgeschwindigkeit von 135 km/h erreicht worden, teilte das Unternehmen während einer Pressekonferenz in Brüssel mit, die live im Internet übertragen wurde. Auf der Veranstaltung zeigte das Unternehmen auch ein Video von einem Fahrzeug, das einige Millimeter über den Gleisen schwebt. Erreicht worden sei dieser Erfolg auf der Teststrecke des Unternehmens im polnischen Nowa Sarzyna.

Damit sei die prinzipielle Praxistauglichkeit der Magrail-Technologie bewiesen, die das Unternehmen entwickelt hat, sagte Nevomo-Mitgründer und -CEO Przemek Paczek. Das Unternehmen hofft nun auf eine schnelle Kommerzialisierung seiner Lösung und sucht dafür weitere Industriepartner. Heute schon arbeitet das Startup zusammen mit Unternehmen wie SNCF, Duisport und GATX.

Wie genau das Fahrzeug in Nowa Sarzyna zum Schweben gebracht wurde, teilte Nevomo während der Pressekonferenz nicht mit. Einige Details der Magrail-Technologie sind aber bekannt: So verbaut das Unternehmen Linearmotoren zwischen den Gleisen und stattet Fahrzeuge mit entsprechender Technik aus, um sie zu „boostern“. In Nowa Sarzyna sei es während der Tests gelungen, einen „stabilen Schwebezustand“ zu erreichen und das Fahrzeug mittels magnetischer Führung über eine Strecke von mehr als 700 m über den Gleisen zu halten, sagte Paczek. Dabei sei das Fahrzeug in elf Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt worden. Der Schwebezustand habe ab 70 km/h eingesetzt.

Mit der Magrail-Technologie will Nevomo Züge erheblich beschleunigen und den Verkehr verdichten. Dabei setzt das Unternehmen mit seiner Technik auf der vorhandenen Infrastruktur auf. Im Personenfernverkehr sollen Züge mittels Magrail ein Tempo bis zu 550 km/h erreichen können. Für den Güterverkehr könnte die Technologie auch interessant sein, weil Züge deutlich mehr Ware bei gleichbleibendem oder sogar höherem Tempo transportieren können. Während der Messe TRAKO Poland, die in Kürze stattfindet, will Nevomo detaillierter über seine Forschungserfolge informieren. Grundsätzlich ist es möglich, die Magrail-Technologie nur zum Boostern von Zügen zu nutzen – die Technik, die es ermöglicht, den Zug schweben zu lassen, muss nicht zwingend verbaut werden.

Zu den derzeitigen Kosten des Systems, sagte Paczek:  Derzeit lägen sie für die Ausrüstung einer zweigleisigen Strecke bei 6 bis 7 Mio. EUR/km – wobei dabei nur die Beschleunigungstechnologie verbaut werde. Solle der Zug auch schweben, betrage die Summe rund 9 Mio. EUR/km. Mit einer ersten kommerziellen Version von Magrail für den Güterverkehr rechnet Paczek 2024. (gk)

Technologie
Artikel Redaktion Rail Impacts
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