ETCS-Labor: Erste Ausbaustufe soll Ende 2022 in Betrieb gehen

Das künftige ETCS-Labor von Eisenbahn-Bundesamt (EBA) und Deutschem Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) soll die Forschung und Entwicklung des europäischen Zugsicherungssystems aktiv vorantreiben. Nachdem der Auftrag mit einer anvisierten Projektlaufzeit von 24 Monaten im Oktober 2021 an das französische IT-Unternehmen Clearsy vergeben wurde, befindet sich das ETCS-Labor derzeit an den Standorten des EBA in München und Dresden im praktischen Aufbau.

Clearsy zeichnet innerhalb des Projekts „Forschungsprojekt – DZSF – Entwicklung ETCS-Labor" für die Bereitstellung von Software- und Hardwareinfrastruktur verantwortlich. Die hierzu vom EBA bereitgestellten Mittel belaufen sich auf 552.000 Euro. Das Simulationslabor ist darauf ausgerichtet, die Interaktion verschiedener Komponenten der Leit- und Sicherungstechnik mit Fahrzeugen und Schieneninfrastruktur durch komplexe simulierte Streckenfahrten zu untersuchen. „Damit sollen zeit- und kostenintensive reale Testfahrten ersetzt werden, die zur Lösung von Kompatibilitätsfragen oder zur Erteilung von Zulassungen heute erforderlich sind“, so ein Sprecher des EBA.

Die eingebundenen Organisationen wollen eine neutrale Laborumgebung betreiben, die von fremden Ressourcen unabhängig ist. Laut EBA wird so die Zusammenarbeit von Industrie, Forschungseinrichtungen, Infrastrukturbetreibern, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Behörden bei der Entwicklung von innovativen Lösungen für den Schienenverkehr langfristig gefördert. Auf Basis vordefinierter Szenarien werden ETCS-relevante Ereignisse in Echtzeit simuliert. Auf der zentralen Nutzeroberfläche ist das ETCS Driver Machine Interface (DMI), die Schnittstelle zwischen dem Führerstand und dem (simulierten) Triebfahrzeug, zu sehen. Über diese Ansicht kann per Computer-Maus, Tastatur oder Joystick die gesamte Zugbewegung gesteuert werden.

Derzeit laufen noch die Vorbereitungen für die Errichtung des ETCS-Labors und den Aufbau der Forschungsumgebung. Die Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe wird für Ende 2022 oder Anfang 2023 erwartet. Danach beginnen die Tests, die Validierung und die Erprobung des Labors. Zu den Einsatzszenarien zählen zunächst die Optimierung der Zulassungsprozesse, die Weiterentwicklung von Komponenten und Schnittstellen der ETCS-Technologie, die Unterstützung von Standardisierungen, die Optimierung der Betriebsabläufe für verschiedene ETCS-Level sowie die Durchführung von sicherheitskritischen Tests im virtuellen Raum. Sämtliche Arbeitspakete werden durch Schulungs- und Trainingsmaßnahmen begleitet. (bf)

Forschung
Artikel Redaktion Rail Impacts
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