Tarifpolitik: GDL will Tarifhoheit im DB-Bahnbereich
Die Lokführergewerkschaft GDL will die Tarifhoheit für alle DB-Mitarbeiter im operativen Eisenbahngeschäft erringen und so dort die Eisenbahnergewerkschaft EVG verdrängen. Das haben Hauptvorstand und Tarifkommission einstimmig beschlossen, teilte der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky am 19.11.2020 mit.
Er begründete den Schritt damit, dass die DB offenbar die Absicht habe, die GDL-Tarifverträge über das Tarifeinheitsgesetz zu verdrängen. In der Schlichtung, die vor gut einer Woche gescheitert war, hatten sowohl die DB als auch Schlichter Matthias Platzeck versucht, trilaterale Tarifverhandlungen zwischen DB, EVG und GDL festzuschreiben. Im Gegenzug werde die GDL jetzt über die Öffnung für weitere Berufsgruppen versuchen, die Tarifverträge der EVG zu verdrängen. Angesprochen werden Werkstattmitarbeiter, Wagenmeister, Fahrdienstleiter, Signaltechniker, Aufsichten und andere Mitarbeitern des „direkten Personals“ in den Eisenbahnverkehrs- (EVU) und -infrastrukturunternehmen (EIU). Laut Weselsky will die GDL die bis zum 28.02.2021 geltende Friedenspflicht nutzen, um bis dahin die Mitgliederzahl zu erhöhen. Auf der Pressekonferenz attackierte der GDL-Chef ungewöhnlich scharf das DB-Management und kritisierte erneut die Konzernaktivitäten im Ausland sowie die im Inland bei neuen Mobilitätsformen. Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender des Dachverbandes Deutschen Beamtenbund/Tarifunion, stellte sich ausdrücklich hinter die Entscheidung der GDL. „Wer Wind säht, wird Sturm ernten“, sagte er an die Adresse des DB-Managements. (thr/cm)