Bentley Systems: Intelligente Digital Twins für resiliente Infrastrukturen
Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) die Kapazitätslücke bei technischen Ressourcen schließen und Infrastruktur resilienter machen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz YII Year in Infrastructure in Singapur. Dort wurden auch die alljährlichen Going Digital Awards in zwölf verschiedenen Kategorien verliehen.
Während der zweitägigen Veranstaltung stellte das Unternehmen auch seine Vision für den Entwurf von Infrastrukturen auf der ganzen Welt vor und erläuterte, wie Bentley daran arbeitet, diese Vision zu fördern. Bentley hat vor kurzem das Unternehmensleitbild aktualisiert: „Wir befähigen Menschen, bessere und widerstandsfähigere Infrastrukturen zu entwerfen, zu bauen und zu betreiben, indem wir unsere intelligenten digitalen Zwillingslösungen einsetzen“, wobei das Wort „widerstandsfähiger“ hinzugefügt wurde.
Bentley bezeichnete 2023 als ein „bahnbrechendes Jahr“ für Infrastrukturintelligenz. In der Begrüßungsrede zitierte CEO Greg Bentley Projekte von Anwendern und hob hervor, wie Infrastrukturunternehmen die Kapazitätslücke bei den Ingenieurressourcen durch Strategien der Infrastrukturintelligenz überwinden. Auf die Frage nach den durch digitale Fortschritte eingesparten Ingenieursstunden gaben die Finalisten der Going Digital Awards eine signifikante Einsparung von durchschnittlich 18 % an. Ein weiterer Beleg dafür, dass sich digitale Zwillinge immer mehr durchsetzen, ist, dass in diesem Jahr der Anteil der Finalisten, die iTwin-Technologien einsetzen, auf 64 % im Jahr 2023 gestiegen ist.
Greg Bentley wies auch darauf hin, dass viele der Finalisten der Going Digital Awards mehrere Strategien nutzen, um den Wert ihrer Daten zu steigern. Dazu gehören die Wiederverwendung digitaler Komponenten und die Integration von Untergrundmodellen. Darüber hinaus werden Betriebsdaten von IoT-Sensoren, Drohnen und Crowdsourcing-Daten in die digitalen Zwillinge integriert. Bentley konzentriert sich auf diese Erweiterung der Infrastrukturintelligenz und auf die Frage, wie sie mit der Betriebstechnologie (OT), der Informationstechnologie (IT) und der Ingenieurtechnologie (ET) zusammenhängt. Das soll Anwendern ermöglichen, intelligenter statt härter zu arbeiten. Angesichts des Fachkräftemangels ist Bentley der Ansicht, dass sich Ingenieure der generativen KI und der Automatisierung zuwenden müssen, um die alltäglichen Aufgaben zu übernehmen und Ingenieuren und anderen Fachleuten Zeit zu geben, die großen Entscheidungen zu treffen. Als Beispiel erzählte Greg Bentley, wie Singapur sich die Technologie zu eigen gemacht hat und die digitale Zwillingstechnologie umfassend nutzt, um bessere Infrastrukturentscheidungen treffen zu können. Das Land hat Bentleys Assetwise implementiert, um Instandhaltungsentscheidungen zu verfolgen, sodass nur notwendige Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt und Problembereiche erkannt werden, bevor es zu ernsthaften Problemen kommt. Mithilfe dieser Technologie konnte Singapurs Mass Rapid Transit (SMRT) Ressourcen und Geld einsparen, indem es die ET der Schieneninfrastrukturmodelle, die OT der Sensoren von Autos der chinesischen Marke Geometry bis hin zu Beschleunigungssensoren und die IT der Wartungshistorie zur Bewertung der Ergebnisse einbrachte.
Weiter haben Bentley Systems und Seequent, das Softwareunternehmen für Anwendungen rund um geowissenschaftliche Herausforderungen von Bentley, die Übernahme der geothermischen Simulationssoftware Flow State Solutions bekanntgegeben.
36 Finalisten, ausgewählt aus über 300 Einreichungen von mehr als 235 Unternehmen aus 51 Ländern, präsentierten in Singapur ihre Projekte. Zwölf unabhängige Jurys kürten auf der Veranstaltung Year in Infrastructure und Going Digital Awards 2023 die Gewinner der zwölf Kategorien. In der Kategorie „Schienenverkehr und Verkehrswesen“ hat AECOM Perunding Sdn Bhd mit dem Projekt „Schnellbahnverbindung Johor Bahru – Singapur“ gewonnen. Die grenzüberschreitende Verbindung von Malaysia nach Singapur soll den stark durch Autoverkehr frequentierten Verbindungsdamm um rund 10 000 Passagiere pro Stunde entlasten. Ebenfalls nominiert waren IDOM für das Projekt „Wertanalyse für Detailentwurf und Überwachung des Projekts Rail Baltica“ und Italferr S.p.A. mit dem Projekt „Neue Hochgeschwindigkeitsstrecke Salerno – Reggio Calabria“. Gleich zwei australische Bahnprojekte wurden in den Kategorien „Brücken und Tunnel“ sowie „Bauwesen“ ausgezeichnet. Sowohl das Projekt „Southern Program Alliance“ (WSP Australia Pty Ltd.) als auch das Projekt „SEPA-Projekt zur Entfernung von Bahnübergängen in Surrey Hills“ (Laing O‘Rourke ) haben sich das Ziel gesetzt, durch die Entfernung von Bahnübergängen die Sicherheit rund um die stark frequentierten Bahnlinien in Melbourne zu erhöhen und gleichzeitig die Staus und die damit verbunden Emissionen zu reduzieren. (aje)