Alstom: CEO Lafarge sieht besonders Wachstum beim „suburbanen Zugverkehr“
Alstom rechnet in den kommenden Jahren mit besonders starkem Wachstum im Segment der Regional- und S-Bahnen.
Das sagte der CEO des französischen Bahnkonzerns Henri Poupart-Lafarge bei der diesjährigen UITP, der Weltleitmesse für den öffentlichen Nahverkehr, in Barcelona. Der Trend zu mehr „suburbanem Zugverkehr“ sei weltweit zu beobachten. Darunter verstehe er sämtliche Verbindungen, die Ziele innerhalb eines Radius von etwa 50 km vom Stadtzentrum aus gesehen bediene, erläuterte Poupart-Lafarge.
Für Wachstum in diesem Bereich sorgten gleich mehrere Aspekte. Zum einen sei weltweit zu beobachten, dass immer mehr Menschen in Städte ziehen – und somit auch das Umfeld der Städte wachse. Zum anderen spiele aber auch der Klimawandel eine zentrale Rolle bei dieser Entwicklung: Untersuchungen hätten gezeigt, dass im suburbanen Verkehr weitaus mehr Treibhausgase erzeugt werden als im innerstädtischen. Städte und Kommunen seien gezwungen, auf diese Entwicklungen zu reagieren. Auch deshalb verzeichne Alstom eine besonders stark steigende Nachfrage nach Zügen, die für den suburbanen Verkehr geeignet sind.
An Zughersteller stellten solche Verbindungen häufig besondere Anforderungen. So könne passieren, dass ein und dasselbe Fahrzeug die Aufgaben verschiedener Zuggattungen erfüllen müsse. Als Beispiel nannte Poupart-Lafarge den RER in Paris, der teilweise als U-Bahn, abschnittsweise aber auch als S-Bahn unterwegs ist.
Schon heute profitiere Alstom erheblich vom Trend zum suburbanen Zugverkehr, erläuterte der CEO, dessen Unternehmen börsennotiert ist. So baut der Konzern derzeit weitere Züge des Typs Coradia Stream High Capacity in seinem Werk bei Barcelona im Auftrag der Societé Nationale des Chemins de Fer Luxemburgeois (CFL). Das Unternehmen hat insgesamt 34 dieser Doppelstockwagen bestellt.
Solche Aufträge tragen dazu bei, dass sich der Konzern, der im Jahr 2021 den kanadischen Konkurrenten Bombardier übernahm, derzeit über eine „sehr gute Auftragslage“ freuen könne, wie Poupart-Lafarge sagte. Die Zahl der Mitarbeiter im Werk bei Barcelona soll daher von derzeit rund 1000 auf 1200 steigen. In Deutschland, wo der Konzern rund 10.000 Menschen beschäftift, unterzeichneten der Gesamtbetriebsrat von Alstom und das Unternehmen gerade einen Tarifvertrag, der Arbeitsplätze und Standorte für die nächsten drei Jahre sichern soll. In Deutschland ist Alstom unter anderem in Braunschweig, Salzgitter, Hennigsdorf und Bautzen vertreten. Es werde Teil der „globalen Strategie“ von Alstom bleiben, „vor Ort physisch präsent zu sein“, erläuterte Poupart-Lafarge. „Nur so kann man für die Kunden ein verlässlicher und langfristiger Partner sein.“
Alstom ist nach eigenen Angaben der Marktführer unter den Zugherstellern. Das Unternehmen ist in 63 Ländern präsent und hat mehr als 80.000 Mitarbeitende mit 175 Nationalitäten. Alstom ist in Frankreich börsennotiert und erzielte für das am 31. März 2023 zu Ende gegangene Geschäftsjahr einen Umsatz von 16,5 Milliarden Euro. (gk)