Dr. Michael J. Beck
"Die Fahrplanung wird industrialisiert"
Fast 400 Eisenbahnverkehrsunternehmen im deutschen Netz stellen sehr unterschiedliche Anforderungen an die Fahrplanerstellung. Die vertakteten Personenverkehre erwarten eine präzise und frühzeitige Planung, die in Form von Auskunftsmedien dem Fahrgast kommuniziert wird. Darauf ist der Fahr- planungsprozess seit vielen Jahren ausgerichtet. Im Güterverkehr jedoch sind Laufweg, zeitliche Präzision sowie zeitlicher Vorlauf der Planung oft flexibler. Innerhalb des Güterverkehrs sind wiederum die Anforderungen an die Fahr- planung eines kurzfristigen Spotverkehrs kaum mit denen eines in ein Netz eingebundenen Systemverkehrs vergleichbar.
Dabei können mit wenigen Clustern die Fahreigenschaften von mehr als 80 % der Güterzüge abgebildet werden. Daher hat sich die DB Netz AG auf den Weg der Industrialisierung gemacht. So wird nicht mehr jede Trassenanfrage des Schienengüterverkehrs im Manufakturansatz konstruiert. Stattdessen erfolgt die Konstruktion standardisierter Systemtrassen für den Güterverkehr, welche dem Fahrplaner und somit auch dem Kunden auf Seiten der Eisenbahnverkehrs-unternehmen transparent und schnell angeboten werden können. Intelligente Belegungsalgorithmen ermöglichen dann der Vielfalt der Anforderungen des Güterverkehrs gerecht zu werden. Kapazitäten können so geplant werden, dass räumliche und zeitliche Flexibilitäten bei der Belegung (und damit der Trassenzuweisung) entlang der Route kapazitätsschonend genutzt werden. Umgekehrt kann dort präzise geplant werden, wo diese erforderlich ist, zum Beispiel bei der Ankunft im Zielterminal. Wir dehnen die Systematisierung sukzessive auf das gesamte Kernnetz aus, sodass bereits im Fahrplanjahr 2014 ca. 15 % der potenziellen SGV-Nachfrage abgedeckt werden kann - das Ziel ist eine Abdeckung von ca. 80 % ab dem Fahrplanjahr 2017.
Für die Trassenkonstruktion bedeutet das einen fundamentalen Schritt weg von der Nachfrage- und hin zur Angebots-orientierung. Wir messen durch die harmonisierte Konstruktion bereits jetzt eine direkte Kapazitätssteigerung. Durch intelligente Belegung erwarten wir darüber hinaus noch größere Effekte. Die Industrialisierung ermöglicht eine planerische Produktdifferenzierung für das Trassenportfolio der DB Netz AG. Die europäische Anforderung nach Prearranged Pathes können wir erfüllen. Die Weichen sind gestellt: Mit der Industrialisierung ist ein wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit der Fahrplanung getan. Wir dehnen die Systematisierung sukzessive auf das gesamte Kernnetz aus. Ziel ist eine Abdeckung der SGV-Nachfrage von ca. 80 % ab dem Fahrplanjahr 2017.
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