Dr. Josef Doppelbauer
Die ERA steht für Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch vereinfachte europäische Abläufe"
Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 hat die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) den europäischen Gesetzesrahmen für die Sicherheit des Eisenbahnbetriebs vorangetrieben, die Systemverantwortung für ERTMS übernommen, und sich dafür eingesetzt den Netzzugang für neue Betreiber zu erleichtern. Trotz dieser erheblichen Anstrengungen ist das europäische Eisenbahnnetz immer noch fragmentiert – sowohl im Hinblick auf technische Standards als auch auf einheitliche Autorisierungsverfahren.
Die Eisenbahn muss im Wettbewerb der Verkehrsträger gestärkt werden, um die Vorteile in Bezug auf Energieverbrauch und Schadstoffbelastung ausnützen zu können. Unter meiner Führung soll die ERA zum Motor des neuen integrierten Eisenbahnraums in Europa werden und für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch vereinfachte europäische Abläufe stehen. In enger Zusammenarbeit mit den nationalen Entscheidungsträgern wollen wir die ERA schrittweise zum „One-stop Shop“ für Schienenfahrzeug-Autorisierung und Sicherheitszertifizierung in Europa machen – basierend auf einer proaktiven europäischen Sicherheitskultur.
Dem Thema ERTMS wird dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil kommen – wir müssen herausfinden, wie wir ERTMS in Europa stärken können ohne die Budgets übermäßig zu belasten. Dabei möchte ich aus meiner Erfahrung im Industriebereich schöpfen und eine Plattform für intensiven Austausch unter allen Interessenvertretern sowie eine verbesserte Möglichkeit der Problemanalyse schaffen.
Darüber hinaus werden wir alle neuen technischen Standards oder deren Änderungen einer rigorosen wirtschaftlichen Prüfung unterziehen – in enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission wollen wir z. B. Technische Spezifikationen für Interoperabilität (TSIs) unter den folgenden Gesichtspunkten bewerten: Sind sie bezahlbar? Wie steht es um die technische, sicherheitstechnische und operative Machbarkeit?
Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit stehen auch im Vordergrund, wenn wir im Rahmen von Shift2Rail – der neuen europäischen Forschungsinitiative in Partnerschaft der
Europäischen Kommission mit dem Eisenbahnsektor – die Rahmenbedingungen für Innnovation in Europa mitgestalten. Europaweite Standardisierung und Innovation schließen sich keinesfalls aus. Im Gegenteil, erst durch flächendeckende Standardisierung wird ein stabiles ökonomisches Umfeld geschaffen, das neue, flexible und wirtschaftliche Lösungen hervorbringen kann.
Wie kann die ERA als relativ junge Agentur diese großen Aufgaben bewältigen? Zum einen durch eine verbesserte Kommunikation nach innen und nach außen. Intern möchten wir unsere verschiedenen Aktivitäten besser koordinieren und so leistungsfähiger und transparenter werden. Nach außen verfolgen wir einen dezentralen Ansatz: Wir möchten noch enger mit unseren nationalen Partnern zusammenarbeiten und unsere Lösungen offensiver kommunizieren. Wir werden die Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten durch die ERA ausweiten und hoffen so, die weitere Diversifizierung des europäischen Eisenbahnnetzes zu verhindern und den Integrationsprozess endlich auf den Weg zu bringen.
Ich setze fest auf die gute Zusammenarbeit mit allen Partnern des europäischen Eisenbahnsektors, damit der einheitliche europäische Eisenbahnraum Wirklichkeit werden kann.
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