DB Schenker: EX-EVG-Vorsitzender Hommel erneuert Kritik an geplantem Verkauf
Der ehemalige EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel hält einen Verkauf von DB Schenker auch aus Klimaschutzgründen für falsch. Derweil rückt die Veräußerung der Logistiktochter der Deutschen Bahn immer näher.
Schenker zu verkaufen wäre nicht nur wirtschaftlich für die DB eine „Katastrophe“, sagte Hommel, der 19 Jahre lang dem DB-Aufsichtsrat angehörte und zuletzt dessen Vize-Vorsitzender war, auf Nachfrage von Rail Business. „Das Vorhaben ist außerdem klima- und mobilitätspolitisch von der Bundesregierung nicht zu Ende gedacht.“
Der Verkauf werde von der Politik viel zu sehr vor dem Hintergrund der aktuellen Leistungs- und Qualitätsprobleme der Bahn diskutiert. „Mit einem Verkauf wird aber kein Kilometer Schiene erneuert und mit Sicherheit auch kein Zug pünktlicher. Das Thema ist viel komplexer“, sagte Hommel.
Es müsse vielmehr auch vor dem Hintergrund eines effektiven Klimaschutzes und einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Mobilität im Güterverkehr gesehen werden. Eben diese Aspekte würden jedoch zur „Nebensache“ gemacht. Dabei sei klar, dass nur mit Hilfe einer integrierten Mobilität auf der Schiene, der Straße, der Luft und zur See – also über mehrere Verkehrsträger hinweg – die Klimaziele im Güterverkehr erreicht werden könnten. „Statt jedoch die für jeden Kenner des Güterverkehrs auf der Hand liegenden Vorteile von Transport und Logistik in einem integrierten Konzern zu entwickeln und zu nutzen, will der Verkehrsminister offensichtlich einen weiteren Schritt in Richtung einer Zerschlagung des Konzerns umsetzen.“
Dies habe unmittelbare Folgen für die gesamte Klimapolitik. Bei ihr komme der DB AG, als größtem und leistungsfähigstem Verkehrsunternehmen in Europa, eine Hauptrolle zu. „Aber wie soll der Konzern dieser Aufgabe auch nur ansatzweise gerecht werden, wenn er durch den Verkauf seiner renditeträchtigsten Tochter finanziell und leistungsmäßig erheblich geschwächt wird?“ So werde es der Verkehrssektor in Deutschland niemals schaffen, seine Klimaziele zu erreichen, erläuterte Hommel, auch mit Blick auf jüngste Berechnungen des Thinktanks Agora Energiewende, laut denen der Verkehrssektor seine CO2-Vorgaben 2022 verfehlt hat.
Nach Angaben des Ex-Spitzenfunktionärs ist der Verkauf die Folge jahrzehntelanger ideen- und planloser Verkehrspolitik. Die habe nicht nur dem Bahnkonzern insgesamt, sondern auch der DB AG massiv geschadet. Statt die Logistiktochter zu verkaufen, müsste massiv in sie investiert werden, und zwar „nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland“, so Hommel weiter. Er sehe auch nicht, dass die Einnahmen aus dem Verkauf der Deutschen Bahn helfen würden: „Der größte Teil des Erlöses wird im Dschungel der Finanzierungsregelungen der Infrastruktur verschwinden und der Schiene nicht zugutekommen“, sagte Hommel.
Er räumte ein, dass eine „echte Integration“ von Deutsche Bahn und Schenker bisher nicht gelungen sei. Daran sei in der Vergangenheit aber auch nicht ehrgeizig genug gearbeitet worden, betonte er. Hier hätten Eigentümer und Vorstände seit dem Kauf der DB Schenker AG (früher Stinnes) seit 2002 versagt. Eine enge Integration von Schenker und DB werde zwar „sicher nicht alle wirtschaftlichen Probleme der DB lösen“. „Aber mit einem Verkauf von Schenker wird nichts besser, nur die Chancen für die Bahn zu einem modernen und leistungsfähigen Mobilitätskonzern werden schlechter“, so Hommel.
Mitte Dezember hatte der DB-Aufsichtsrat dem DB-Vorstand den Auftrag erteilt, den Verkauf Schenkers zu prüfen und vorzubereiten. (gk)