Susanne Henckel
Das Ziel: schnell und zuverlässig im Taktverkehr
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zählt mit 30 000 qkm zu den größten Verbünden Europas. Wichtig für das Wachstum sind schnelle Linien, meint VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel.
1. Die Region Berlin-Brandenburg wächst rasant. Wie reagiert der Verkehrsverbund darauf?
Wir gehen davon aus, dass nicht nur heute die Einwohnerzahlen und die Zahl der Touristen sowie der Pendler wächst, sondern dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Deshalb haben wir das Projekt „ÖPNV 2030“ gestartet, mit dem wir erarbeiten, wie ÖPNV und SPNV mit diesem Wachstum Schritt halten können. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass wir auf den meisten Relationen im SPNV in den nächsten Jahren Anpassungen im Verkehrsangebot vornehmen und entsprechend die Infrastruktur ausbauen müssen. Für uns ist ganz wichtig, dass wir die SPNV-Verbindungen, die Berlin mit der Region verknüpfen, in guter Qualität weiter aufbauen. Nur so können wir ein zukunftsgerechtes, vertaktetes Angebot schaffen. Konkret heißt das, dass wir über die Kapazitätsplanungen nachdenken und sie auch bereits monetär kalkulieren. Natürlich fließt das Zukunftskonzept auch schon heute in die SPNV-Vergaben mit ein. So prüfen wir bei Relationen beispielsweise, ob es eine S-Bahnverlängerung geben soll, ob Taktverdichtungen oder längere Fahrzeuge notwendig sind und wo neue Stationen gebaut werden sollen.
2. Eine Anbindung an den Schienenverkehr bringt in der Regel einen Entwicklungsschub für die Region. Sind bei Ihren Planungen auch die Bürgerinnen und Bürger beteiligt?
Es laufen die ersten Gespräche mit den betroffenen Gemeinden. Bürgerbeteiligung ist wichtig. Dennoch brauchen wir noch mehr Studien und Untersuchungsergebnisse, denn es ist wichtig zu wissen, was die Infrastruktur kostet, welche Fördermöglichkeiten existieren und wer am Ende was bezahlen muss.
3. Von welchen Wachstumszahlen gehen Sie aus? Wächst der Verkehr am stärksten in Richtung Berlin?
Die ersten Studien haben gezeigt, dass es auf allen Relationen Wachstumsmöglichkeiten zwischen 6 und 25 Prozent gibt. Wachstum gibt es in beide Richtungen. Die Zahl der Pendler aus Brandenburg hat seit dem Jahr 2000 um 46 % auf rund 193 000 pro Tag zugenommen. Die Zahl der Pendler von Berlin nach Brandenburg ist im gleichen Zeitraum ebenfalls um 40 % auf knapp 80 000 gestiegen, da interessante Arbeitsplätze in Brandenburg enstanden sind. Das Konzept des Durchmesserlinien, das der VBB für die Länder organisiert, hat sich damit bestätigt.
4. Gibt es Regionen, die sich in den nächsten Jahren eher zurückentwickeln werden oder erwaten Sie Wachstum in ganz Brandenburg?
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass das Wachstum auf einigen Korridoren stärker sein wird als auf anderen. Es hat sich auch gezeigt, dass das Konzept, die Strecken zu beschleunigen, um schnelle Pendlerverbindungen zu erhalten, eine richtige Entscheidung war. Deshalb müssen wir uns jetzt auch bei unseren Ausschreibungen mit einigen Strecken beschäftigen, die nicht elektrifiziert sind: Sollen diese Strecken elektrifiziert werden oder soll hier zukünftig mit moderner Wasserstoff oder Akku-Technologie Schienenverkehr stattfinden? Die Verkehrswende muss mit Innovation verbunden werden. In unserer Region ist das Potenzial und auch das notwendige Know-how vorhanden. Wir freuen uns über jeden Vorschlag.
5. Welche Finanzierungsmöglichkeiten sehen Sie für diese großen Projekte?
Wir sehen, dass die vorhanden Finanzierungsmöglichkeiten durch Bund, Länder und DB Netz auf verschiedene Weise genutzt werden müssen. Letztendlich spielen die LuFV und das GVFG hier eine wichtige Rolle. Konkretes können wir aber erst sagen, wenn wir tiefergehende Nutzen-Kosten-Untersuchungen durchgeführt haben. Doch wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir müssen heute schon mit der Planung beginnen und die Planverfahren beschleunigen, indem wir systematisch und parallel die Vorhaben voranbringen. Hier brauchen wir einen Schulterschluss aller Beteiligten.
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