Interviews

Peter Josef Flatscher

Die Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital

Gute, geschulte Mitarbeiter sind neben guten Maschinen die Voraussetzung für wirtschaftliche Gleisinstandhaltung und -neubau, davon ist Peter Josef Flatscher überzeugt. ETR sprach mit dem Geschäftsführer der Deutsche Plasser über die Notwendigkeit von Aus- und Weiterbildung und die Weiterentwicklung des eigenen Schulungszentrums.

Die Deutsche Plasser baut seit einigen Jahren ihr Aus- und Weiterbildungsangebot rund um den Gleisbau aus. Warum dieses Engagement?
Unser Leitmotto lautet: Die Deutsche Plasser ist ein Servicepartner. Wir gehen auf unsere Kunden zu. Ihre Probleme sind unsere Probleme. Wir lösen sie.
Von unseren Kunden hörten wir immer: Wir haben zu wenig Leute und die, die wir haben, sind zu wenig ausgebildet. Aufgrund der nicht ausreichenden Ausbildung waren die Maschinen oft nicht wirtschaftlich ausgelastet. Wir haben deshalb schon früh, hier in München, mit der Ausbildung angefangen, in Räumen der Deutschen Bahn. 1994, im Zuge der Bahnreform, gingen viele Fachleute in den vorzeitigen Ruhestand. Wir hatten uns Gedanken gemacht, wie unter den neuen Prämissen Instandhaltung und Wartung organisiert werden können und deshalb Gleise am ehemaligen Gleisbauhof in Hanau als Instandhaltungsstützpunkt angemietet, aber auch zur Ausbildung.
Als wir vor 8 Jahren in Bingen mit dem Schulungszentrum begonnen haben, ahnten wir nicht, welche Dimensionen dieses einmal annehmen wird. Wir haben mit dem Dringendsten angefangen und dann gesehen, dass beim Gleisbau eine ganze Generation von Spezialisten fehlt.

20 Jahre nach der Bahnreform fehlen noch immer die Gleisbau-Spezialisten?
Viele der jungen Kollegen haben noch zu wenig Erfahrung. Gleisbau kann man in der Theorie lernen, doch es braucht auch Praxis.

Hängt Ihr Engagement für Ausbildung auch mit Ihrem eigenen Lebensweg zusammen?
Aus- und Weiterbildung sind eine zwingende Notwendigkeit. Ich sehe es bei mir selbst: 1967 habe ich bei der Deutschen Plasser als Lehrling angefangen. Mein Vorbild war Dr. Theurer, ein Maschinenbau- und Hydraulik-Spezialist. Mit 19 Jahren war ich der jüngste Hydraulik-Meister in Oberbayern. Dann erhielt ich ein Stipendium und habe Maschinenbau studiert, zusätzlich zu meiner Arbeit bei der Deutschen Plasser, mit der ich meine Familie ernährte. Bald nach Studienabschluss war für mich klar, dass die technische Ausbildung alleine nicht ausreicht. Ich habe deshalb zusätzlich Betriebswirtschaft studiert und anschließend Handelsrecht.
Als es vor einigen Jahren darum ging, die Deutsche Plasser weiterzuentwickeln, haben wir uns gefragt: Wo liegt unser Kapital? Die Antwort war ganz klar: Bei unseren Mitarbeitern. Sie sind unser wichtigstes Kapital. Deshalb haben wir uns entschieden, die Ausbildung auszubauen und mit dem Bahnhof in Bingen am Rhein eine Dependance gefunden, die zentral liegt.

Mit dem Schulungszentrum in Bingen haben Sie die Ausbildung von den Arbeitsplätzen abgekoppelt. Warum?
Wir wollten, dass die Teilnehmer in Ruhe, an einem neutralen Ort lernen können. Damit sich jeder auf das Lernen konzentrieren kann und nicht in Gedanken bei seiner Arbeit ist. Wie wichtig dies ist, hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder neu bestätigt. Die Schulungsteilnehmer sollen sich bei uns wirklich wohlfühlen. Wenn es den Teilnehmern gut geht, können sie gut lernen.

Welche Bedeutung hat die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter für die Deutsche Plasser?
Nachhaltigkeit im Unternehmen können Sie nur erreichen, wenn Sie Ihre Mitarbeiter entsprechend ausbilden. Die Aus- und Weiterbildung hat deshalb für die Deutsche Plasser eine besondere Bedeutung. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Kunden zusammen und unterstützen diese bestmöglich. Voraussetzung dafür ist, dass unsere Mitarbeiter gut ausgebildet sind, um Kontinuität und Qualität bei den Serviceangeboten zu wahren. Wir wollen das Wissen von den Personen lösen und im Unternehmen halten und teilen.
Unsere Plasser-internen Schulungen richten sich an Mitarbeiter, die neu zu uns kommen, aber auch an solche, die schon länger dabei sind und bei denen die Leistungsauswertung zeigt, dass sie eine Nachschulung benötigen. Auch Techniker, die nach dem Kauf einer Maschine die Mitarbeiter des Kunden einarbeiten, werden teilweise von uns in Bingen an den Simulatoren geschult.
Über die Techniker haben wir dann auch erfahren, dass ein Bedarf an weiteren Schulungen besteht. Denn sie stellten in der Praxis fest, dass von den Mitarbeitern, die auf der Maschine eingearbeitet werden, die meisten das Leistungspotential der Technik nur zu 50 bis 70 % ausschöpfen können, weil ihnen Wissen fehlte. Diese Mitarbeiter werden von uns in Bingen in Gleisbau und Maschinenbedienung nachgeschult.

Da die Bediener die Maschinenleistung mitbestimmen, haben Sie ein hohes Interesse daran, dass die Mitarbeiter Ihrer Kunden bestmöglich ausgebildet sind.
Unsere Maschinen sind auf eine bestimmte Stundenleistung optimiert – wenn die Bediener jedoch nicht gut genug ausgebildet sind, erreichen sie die versprochene Leistung nicht. Der Kunde kann seine Leistung nicht erreichen und ist unzufrieden. Um das zu verhindern, vertreten wir den Ansatz, dass wir den Bediener so gut ausbilden, dass die Maschine ihre maximale Leistung erreicht. Mit gut geschultem Personal werden Fehlbedienungen vermieden. Werden praktische Schulungen durch theoretische Grundlagen ergänzt, reagiert der Bediener im Arbeitsalltag, insbesondere in untypischen Situationen, gelassener und trifft eher die richtige Entscheidung, weil er die Zusammenhänge besser versteht. Außerdem sind gut ausgebildete Mitarbeiter motivierte Mitarbeiter.

Sie haben deshalb das Schulungszentrum sehr schnell für externe Teilnehmer geöffnet.
Das Schulungszentrum war kein geplantes zusätzliches Geschäftsmodell. Vielmehr wurden wir von Kunden darauf angesprochen. Da wir uns als Dienstleister im After-Sales Bereich verstehen, waren wir gerne bereit, das Deutsche Plasser Schulungszentrum nach außen zu öffnen.

Wie ist das Angebot vom Markt angenommen worden?
Insgesamt sehr positiv. Im Gründungsjahr hatten wir 77 Teilnehmer, 2015 waren es schon 321. Hatten wir 2008 nur 2 Schulungsräume mit 135 qm, so sind es heute 6 Räume mit 650 qm.
Zu Beginn war die Reaktion allerdings noch verhalten. Viele unserer Kunden fürchteten, dass ihre gut geschulten Mitarbeiter von der Konkurrenz abgeworben würden. Doch nachdem das erste Unternehmen mit den Schulungen begonnen hatte, mussten sich die anderen mit der Frage auseinandersetzen: Was macht mich als Arbeitgeber attraktiv? Heutzutage sind dies vernünftige Arbeitszeiten und Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Angst, dass die gutausgebildeten Mitarbeiter zur Konkurrenz wechseln, hat sich nicht verwirklicht. Und wenn einer gewechselt hat, hatte das nichts mit unserer Schule zu tun, sondern mit dem Leistungsprofil des Unternehmens.

Keine Weiterbildung ist also eher ein Grund für die Mitarbeiter, zum Konkurrenten zu wechseln?
Wenn mich mein Arbeitgeber fördert und fordert, spornt mich das an. Wenn nicht, denke ich über einen Wechsel zu einem Unternehmen nach, bei dem die sozialen Bedingungen besser sind. Natürlich gibt es auch Mitarbeiter, die zufrieden sind, bis zur Rente immer nur das Gleiche zu machen. Doch wer als Unternehmer an Morgen denkt, braucht Mitarbeiter, die mehr wollen. Diese Mitarbeiter sind die Schwungräder, die ein Unternehmen in Bewegung halten.
Wenn bei uns ein neuer Mitarbeiter anfängt, bekommt er ein DIN A5 Buch, in blau, mit der Aufschrift Warum? auf dem Einband. Damit er immer darüber nachdenkt: WARUM machen wir etwas so wie wir es machen? Wenn jemand von außen kommt und sieht, wie etwas besser gemacht werden kann – umso besser. Der Dialog ist das Entscheidende. Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiter einbringen und mitdenken. Wer mit mir oder einem anderen Führungskollegen sprechen will, macht einen Termin aus – wir stehen zur Verfügung. So bleibt ein Unternehmen lebendig.

Wie wird entschieden, welche Mitarbeiter eine Schulung benötigen?
Der Schulungsbedarf zeigt sich im Delta, dem Unterschied zwischen der möglichen Leistung einer Maschine und der tatsächlich erreichten Leistung.

Gerade ältere Mitarbeiter sind oft nicht an Aus- und Weiterbildungen interessiert. Kommen die trotzdem zu Ihnen?
Diese Mitarbeiter brauchen meist einen kleinen Schubs. Wenn man 10, 20 oder sogar 30 Jahre nicht mehr in der Schule war, ist die Hemmschwelle hoch, wieder die Schulbank zu drücken. Denn man muss nicht nur 6, 7, 8 Stunden lang konzentriert lernen, sondern wird am Ende auch noch benotet. Doch wenn diese Angst überwunden ist, sind es gerade diese Mitarbeiter, die nach der ersten Schulung immer wieder kommen und weiter lernen wollen.

Erfahren Sie durch die Schulung umgekehrt auch viel über das Verhalten ihrer Maschinen im Praxis-Einsatz?
Aus den Gesprächen bei den Schulungen ergeben sich auf jeden Fall Synergien. Der Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmern ist immer sehr lebhaft – die Gruppen sind klein, 6 oder 7 Teilnehmer, die sich teils von Baustellen her kennen, teils aber auch nicht, weil der eine vom Norden kommt, der andere vom Süden. Dieser lebhafte Austausch ist für uns sehr wichtig. Über die Jahrzehnte hinweg waren es immer die Fragen und Anregungen der Techniker, die uns herausgefordert haben, etwas Neues zu tun.
Ein Unternehmen lebt nur dann, wenn man gut zuhört. Wenn man nicht zuhört, verändert sich nichts. Darum bilden wir nicht nur aus, sondern schaffen ein Forum, das ein Gespräch unter den Teilnehmern fördert. Das Ergebnis zählt: Wir wollen eine schnelle maschinelle Instandhaltung des Gleises erreichen, mit Hilfe von ausgefeilter Technik und guter Ausbildung. Das hilft dem Betreiber einer Anlage und dem Unternehmer, der unsere Maschinen einsetzt, denn unterm Strich bleibt für alle mehr übrig.

Sie verkürzen die Ausbildungsdauer durch die Schulungen in Bingen erheblich.
Je nach Vorwissen dauert die Grundausbildung zwei bis sechs Wochen. Mit dem Abschluss des Grundkurses sind die Teilnehmer in der Lage, eine Stopfmaschine mit hoher Leistung zu bedienen.
Im Schulungszentrum in Bingen haben wir in Gleis- und Weichenstopfsimulatoren investiert. Wenn ein Teilnehmer einige Tage lang auf diesen Simulatoren die Handlings der Maschinen durchgespielt und die Stopf-Rhythmen erlernt hat, kann er auf jeder Maschine arbeiten. Denn der Rhythmus des Gleisstopfens ist immer der Gleiche.
Die Notwendigkeit einer Weiterbildung an Simulatoren haben die Unternehmen erst lernen müssen. Früher wurde On-the-Job ausgebildet. Ein erfahrener Maschinist bekam einen unerfahrenen Neuen zugeteilt, der tagelang hinter ihm stand. Wenn der Neue dann endlich stopfen durfte, hat er als Erstes das Gleis hochgezogen, das daraufhin in stundenlanger Arbeit wieder bereinigt werden musste. Durch unsere Simulatoren gestützte Ausbildung sind wir jetzt in der Lage, die Ausbildungszeit von 2 Jahren auf wenige Wochen zu verkürzen. Das bedeutet 100 %igen Benefit für den Betreiber der Maschine: Denn er kann seine Mitarbeiter in kürzester Zeit aus erster Hand fachkompetent ausbilden lassen.

Wie viele der Teilnehmer kommen heute von Unternehmen außerhalb der Plasser & Theurer-Gruppe?

Augenblicklich liegt das Verhältnis bei 60 % externen zu 40 % internen, wobei der Anteil der externen Teilnehmer stetig weiter steigt. Immer weniger Unternehmen schulen noch In-House, sondern schicken ihre Mitarbeiter gleich zu uns. Die Saat geht langsam auf.

Deutschland investiert mehr in die Instandhaltung des Schienennetzes. Nimmt die Nachfrage nach Ihren Kursen zu?
Die Nachfrage nimmt auf jeden Fall zu. Ob dies eine Folge der gestiegenen LuFV-Mittel ist, lässt sich bisher nicht eindeutig sagen. Wir stellen auf jeden Fall fest, dass besonders Unternehmen mit älteren Mitarbeitern zunehmend Teilnehmer in unsere Kurse schicken. Diese Unternehmen denken präventiv und schulen vermehrt neue Mitarbeiter, um die älteren, erfahrenen Maschinisten, die in den kommenden Jahren in Rente gehen, ersetzen zu können.
Erfolgreiche Unternehmer müssen in die Zukunft denken: 5 Jahre voraus ist ein Plan, 10 Jahre voraus eine Vision. Ein Unternehmer muss Visionen haben. Und rechtzeitig handeln.

Was sind die Highlights Ihres Schulungsangebotes?

Ein wichtiges Merkmal unseres Angebotes ist, dass wir von A bis Z alles schulen. Highlights sind sicher die Simulatoren. Die Teilnehmer, die gerade angefangen haben, mit unseren Maschinen zu arbeiten, sind immer sehr beeindruckt. Denn wovor haben Mitarbeiter und Unternehmer Angst? Dass ein Maschinist beim Bedienen das Gleis kaputt macht, der Auftraggeber Regress anmeldet und Minuspunkte entstehen.
Diese Angst fällt beim Simulator weg. Das Gerät registriert, wie viele Schwellen kaputt gehen, doch passiert dies nur virtuell. In der Realität würden die kaputten Schwellen ein Vermögen kosten. Vor diesem Hintergrund ist unser Ausbildungszentrum eine Notwendigkeit. Es gab das Problem und keinen Bildungsträger, der eine Lösung anbot. Wir haben die Lösung. Das Ausbildungszentrum wird von den Teilnehmern mit 1,3 benotet.

Sie analysieren, was notwendig ist, und dann tun Sie es. Was sind die Herausforderungen der nächsten 5 Jahre in der Branche und was bedeutet dies für das Schulungszentrum?
Plasser & Theurer entwickelt seine Technik stets weiter. Wir werden auf der Innotrans eine neue Maschine mit Hybridantrieb vorstellen. In dem Nachbarland, in dem die Maschine eingesetzt wird, hat unser Partner aufgrund des leiseren Betriebs langfristige Aufträge erhalten. Auch die Deutsche Bahn will umweltfreundlicher werden, Lärm mindern und CO2- und Stickoxid-Ausstoß senken. Dieser Aufgabe haben wir uns gestellt. Auf das Schulungszentrum wirkt sich dies insofern aus, als die Elektrotechnik neu geschult werden muss, sowohl für unsere eigenen Mitarbeiter als auch später für die Mit­arbeiter unserer Kunden. Die übliche Elektriker-Ausbildung reicht hier nicht, denn es handelt sich um Hochspannung. Weitere Herausforderungen sind der demografische Wandel und die Digitalisierung.

Sie hatten schon angesprochen, dass Unternehmen vermehrt neue Mitarbeiter ins Schulungszentrum schicken, um die Maschinisten im Rentenalter ersetzen zu können. Findet sich genug Nachwuchs oder herrscht auch hier der vielbeklagte Fachkräftemangel?
Das Hauptproblem unserer Kunden in den nächsten Jahren wird sein, Mitarbeiter für die Maschinenbedienung zu bekommen. Die Crux dabei ist, dass bei Einsatzplanungen oft an den Mitarbeitern vorbei geplant wird. Wenn Sie einem potentiellen Mitarbeiter im Einstellungsgespräch sagen, dass er an 46 von 52 Wochenenden im Jahr sicher nicht zu Hause sein wird, ist das Gespräch sofort zu Ende.
Das muss nicht so sein. Wenn man richtig plant, geht es auch anders, wie die Niederlanden, Frankreich und auch Großbritannien zeigen. Man kann die Mitarbeiter 7 Tage die Woche rollierend einplanen und die Arbeit damit mitarbeiterfreundlicher gestalten. Dann wird es leichter, Mitarbeiter zu finden, denn die Arbeit an sich ist interessant. Jeder, der eine technische Ausbildung hat, ist fasziniert von den Maschinen und der eingesetzten Technik. Doch im Augenblick sind die sozialen Einschränkungen zu groß: Man sieht seine Kinder nicht, weil man beinahe jedes Wochenende arbeitet, die Ehefrau macht irgendwann auch nicht mehr mit. Hier muss sich wirklich etwas verändern. Wir sind deshalb unter anderem auch mit der Deutschen Bahn im intensiven Gespräch.

Wie würde eine arbeitnehmerfreundlichere Arbeitsplanung aussehen?
Man müsste schon bei der Planung und Ausschreibung der Arbeiten anfangen. In vielen Fällen wäre es bei entsprechender Technologie sicher möglich, einen Großteil der Arbeiten an den Wochentagen, und dann auch nachts, durchzuführen. Hochtechnisiert könnten die Arbeiten auch schneller und damit weniger störend für die Anwohner durchgeführt werden als beim konventionellen Umbau, bei dem sich die Arbeiten wochenlang hinziehen.
Doch man muss es wollen. Bei der Deutschen Plasser arbeiten wir, wenn es notwendig ist, auch an 7 Tagen rund um die Uhr. Trotzdem halten wir die Regelarbeitszeiten ein. Unsere Mitarbeiter sind unser größtes Kapital – wenn wir sie verheizen, haben wir sie nicht mehr. Nach Hochphasen müssen deshalb immer wieder auch ruhigere Zeiten kommen. Wir achten auf unsere Mitarbeiter – bei den Arbeitszeiten und in der Ausbildung.

Was muss ein neuer Mitarbeiter im Gleisbau mitbringen? Muss er Ingenieur sein?

Als Maschinenbediener sollte er eine gewisse Vorbildung in Gleisbau, Maschinentechnik und Hydraulik mitbringen. Je nach Vorwissen dauert eine Ausbildung kürzer oder länger, wir arbeiten hier ganz individuell. Das Plasser & Theurer Werk in Linz bietet zu jeder gelieferten Maschine eine Grundschulung in Linz an, die in der Regel auch genutzt wird. Doch die heutigen Maschinen sind sehr komplex, die Tagesleistungen hoch, statt früher 7 sind nur noch drei Maschinisten auf der Maschine – das ist ein anspruchsvoller Job. Im Ausbildungszentrum geben wir aber auch Schulungen für Projektleiter, Planer und Kalkulatoren – meistens Ingenieure.

Digitalisierung ist eine der Herausforderungen der Branche. Wie wirkt sich das auf Ihr Angebot im Schulungszentrum aus?
Auf unseren Maschinen hat die Digitalisierung schon lange Einzug gehalten. Dabei müssen alle Themen rund um Gleisbau 4.0 natürlich geschult werden, z. B. der digitale Schreiber. Die zunehmende Digitalisierung führt auch dazu, dass die Bahnen als Auftraggeber von ihren Auftragnehmern zunehmend zertifizierte Mitarbeiter verlangen. Hierzu gibt es schon Vorschläge des UEEIV, die unter anderem mit dem Schulungszentrum entwickelt werden. Die Deutsche Bahn ist augenblicklich ebenfalls dabei, Ausbildungsrahmenbedingungen festzulegen und orientiert sich dabei stark an unseren Lehrgängen. DB, ÖBB und SBB überlegen sich gemeinsam, diese Zertifizierungen einzuführen, da sie festgestellt haben, dass gut ausgebildete Mitarbeiter im Gleisbauunternehmen das Ergebnis verbessern. Manche Lehrgänge sind von Partnern bereits zertifiziert, z. B. der DRP/DAS-Lehrgang mit Zertifizierung gemäß DB-Vorgaben.
Sind die Zertifizierungsinhalte erst einmal festgelegt, müssen auch Mitarbeiter, die schon seit vielen Jahren auf der Maschine arbeiten, nachgeschult und zertifiziert werden.

Also eine Standardisierung der Ausbildung mit festgelegten Erfolgsparametern.
Wer Qualitätsmanagement im Unternehmen umsetzen will, muss mit Zertifizierungen arbeiten. Die Deutsche Plasser ist Themen nie hinterher gerannt, sondern ist immer voraus gegangen. Deshalb haben wir uns schon früh dieses Themas angenommen. Wir wollen ein Bildungsträger sein, bei dem nach der Aus- oder Weiterbildung garantiert ist, dass der Mitarbeiter die gewünschte Leistung erbringen kann. Wir werden deshalb das Bildungszentrum zu einer Stätte weiterentwickeln, an der Gleisbau umfassend unterrichtet wird.

Womit Sie in Konkurrenz zu anderen Bildungsstätten treten.

Bei uns soll alles über Fahrweg und Gleisbau gelehrt werden, was notwendig ist, von A bis Z. Das Ziel dabei ist, das Beste aus den Gleisbau- und Stopfmaschinen herausholen zu können, damit Gleisbauinstandhaltung wie -neubau wirtschaftlich umgesetzt werden können.

Wo kommen die Trainer her?
Bis dato aus dem eigenen Hause. Doch jetzt beginnen wir, externe Trainer einzustellen. Wir brauchen Spezialisten im Oberbau und in Maschinentechnik, die außerdem noch gut unterrichten können. Sie sind selten. Augenblicklich haben wir 5 Trainer, der Bedarf ist jedoch doppelt so hoch. Der Erfolg hat uns eingeholt. Unsere Partner sehen, dass eine Weiterbildung für ihre Mitarbeiter ein Ansporn ist.

Eine private Frage: Wie entspannen Sie sich?

Beim Segeln und zu Hause. Ich wohne in der Nähe von Freilassing in einem einsamen Weiler, wo der Fuchs die Henne nicht frisst, weil er sonst alleine wäre. Meine vier Enkelkinder entspannen mich. Ich bin in der CSU, engagiere mich in verschiedenen Gremien in der Kirche und der Kommune und unterstütze behinderte Kinder – da entspanne ich mich am besten.

(Das Gespräch führte Dagmar Rees.)

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Artikel von Interview aus der ETR, Ausgabe 5/16
Artikel von Interview aus der ETR, Ausgabe 5/16