Markus Dorlöchter
„Wir müssen schneller und effizienter werden"
1. Sie steigen auf eine Software-Plattform um, die die Entwicklungsprozesse beschleunigen soll. Warum die Eile?
Die öffentlichen Vergabeverfahren für Fahrzeuge gestalten sich heute zunehmend langwieriger. Das führt dazu, dass die Zeit zwischen Vergabe des Auftrages und gewünschter Inbetriebnahme der Fahrzeuge immer kürzer wird. Gleichzeitig muss für die Zulassung der Fahrzeuge ebenfalls mehr Zeit einkalkuliert werden. Für uns als Systemlieferant schrumpfen deshalb die Projektierungszeiten. Zudem werden die Anforderungen immer komplexer. Unter anderem müssen bei unseren Projekten inzwischen alle sicherheitsrelevanten Fahrzeugfunktionen nachvollziehbar beschrieben werden. Wir müssen in der Entwicklung schneller und effizienter werden.
2. Was waren die größten Effizienz-Hindernisse, die jetzt beseitigt werden.
Bisher arbeiten wir mit zwei voneinander unabhängigen Software-Tools für die Stromlaufplanerstellung sowie die Fahrzeugverdrahtung und Elektromontagekonstruktion. Das führte zum Phänomen der „Programmrucksäcke“: Darunter verstehen wir die Excel-Tabellen, die die Mitarbeiter pflegen, um den Datenbruch zu überbrücken. In der Praxis führt dies zu Intransparenz und Problemen durch erforderliche Mehrfacheingaben und daraus resultierende inkonsistente Datenbestände. Unsere hoch qualifizierten und motivierten Mitarbeiter mussten Schwächen in der Werkzeugumgebung mit mühevoller Handarbeit ausgleichen, um dem immer größeren Termindruck gerecht zu werden. Deswegen haben wir uns jetzt für ein kooperatives, datenbankgestützes Engineering entschieden.
3. Die Excel-Tabellen als Notbehelfe sind weit verbreitet. Auf sie verzichten zu müssen weckt oft Widerstand. Wie war dies bei Ihnen? |
Bisher haben die Mitarbeiter über Jahre ihren Workflow selbst gestaltet und bei Bedarf diesen durch Listen und kleine Programmierungen angepasst. Jetzt müssen sie sich stärker in einen vorgegebenen, aber durchgängigen, Workflow einpassen. Mit der neuen Softwarelösung lassen sich Unterlagen für die elektrische Fahrzeugprojektierung von der Systementwicklung über die Fertigung und Fahrzeug-Dokumentation bis zur Inbetriebsetzung und Wartung erzeugen. Um die Akzeptanz zu erhöhen, haben wir die Mitarbeiter aktiv bei der Entscheidung für ein neues System einbezogen. Wir haben verschiedene Teams gebildet, die die Lösungen einzelner Softwarehäuser an schon abgewickelten Projekten getestet haben. Dabei wurde auch der Lieferant getestet. Uns war klar, dass wir mit dem neuen System nicht alle Workflows 1:1 umsetzen können. Wir waren durchaus bereit uns anzupassen. Von unserem Lieferanten haben wir jedoch erwartet, dass er unsere Wünsche und Vorstellungen in sein System integrieren kann.
4. Was sind die wichtigsten Änderungen? |
Wir haben nur noch eine Stammdatenbank, auf die alle am Projekt beteiligten Mitarbeiter Zugriff haben. Bei rund 1500 verschiedenen Komponenten bedeutet dies einen erheblichen Effizienzgewinn. Wichtig ist außerdem, dass einige Prozesse automatisiert werden und eine manuelle Übertragung von funktionalen Stromlaufplänen in ein weiteres Tool zur Projektierung der Verkabelungsunterlagen des Fahrzeuges nicht mehr erforderlich ist. Durch die Standardisierung solcher Prozesse steigt nicht nur die Effizienz, sondern auch die Qualität. Bisher hat jeder Projektierer seinen eigenen Stil gehabt. Es hat immer gut funktioniert, doch jede Version musste entsprechend individuell gepflegt werden. In dem neuen System sind Templates für standardisierte Lösungen hinterlegt. Versionenvergleiche werden einfacher und transparenter, die Abläufe sowie das Konfigurationsmanagement insgesamt reibungsloser.
5. Wie hoch ist der Effizienzgewinn?
Bei der Projektierung der Fahrzeugverkabelung rechnen wir mit 25 % weniger Aufwand durch die automatisierten Prozesse. Hinzu kommen noch jene Zeit- und Kosteneinsparungen, die dadurch entstehen, dass Prozesse reibungsloser ablaufen. Beinahe noch wichtiger ist uns jedoch, dass wir unsere Qualität noch einmal steigern können.
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