Personen & Positionen

Anna-Theresa Korbutt: „Ich möchte transparent sein in meinem Denken und Handeln“

Anna-Theresa Korbutt, Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbundes; Quelle: HVV

Anna-Theresa Korbutt ist Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbundes (hvv). Als leidenschaftliche Managerin im Personennah- und Fernverkehr setzt sie sich für innovative und nachhaltige Mobilitätskonzepte ein. Dem Bahn Manager stand sie Rede und Antwort im Rahmen des Formats „Auf einen Schnack mit…“.

Frau Korbutt, als Geschäftsführerin eines Verkehrsverbundes sind Sie extrem präsent in den Medien. Inwiefern ist das ein Teil Ihrer Strategie?

Es ist wichtig, dem ÖPNV eine Stimme zu verleihen und eine klare Vision zu vermitteln – für die Zukunft des ÖPNV, für den Verbund und die dort verankerten Verkehrsunternehmen und für die Kund*innen. Wenn man etwas verändern möchte, dann gilt für mich die Devise: Tu Gutes und sprich darüber. 

Wie wichtig ist die Präsenz eines Verkehrsverbundes in den Medien?

Es geht um die Idee, die man vermitteln möchte! Wenn wir Menschen von unserem System überzeugen wollen, dann sollten wir unsere Arbeit und unsere Herausforderungen in den Vordergrund stellen! 

Manche Unternehmer haben sich selbst zur Marke gemacht, etwa Richard Branson (Virgin) oder Wolfgang Grupp (Trigema). Würden Sie dem zustimmen, dass Ihre Medienstrategie ein wenig daran erinnert?

Das was ich tue, ist rein intuitiv und spiegelt meinen Charakter wider. Ich möchte darüber sprechen, was die Branche bewegt, was die Kundschaft bewegt und was mich bewegt. Ich möchte transparent sein in meinem Denken und Handeln – denn dann weiß mein Umfeld, wofür ich als Managerin stehe. 

Sie sind selbst absolute ÖPNV-Verfechterin und haben kein eigenes Auto. Ist das Ihre Vision der Zukunft – ohne Auto? 

Ich lebe innerstädtisch, und daher benötige ich kein Auto. Als ich auf dem Land gelebt habe, war das anders. Ich glaube an das ÖPNV-System – doch in meiner Vorstellung gehört das Auto mit zum ÖPNV der Zukunft. Menschen und ihre Lebensumstände sind zu verschieden, als dass man das pauschal über ein Credo definieren könnte. Wichtig ist, dass wir bestehende Ressourcen maximal effizient einsetzen. Sharing wird in Zukunft einen großen Anteil daran haben. 

Mercedes Benz, Levis-Jeans, Philadelphia – wurden Ihnen in Ihrer Jugend als Freiheit und Wohlstand vorgelebt. Was bedeutet heute Freiheit und Wohlstand für Sie?

Ich komme aus der Generation, bei der es das Wichtigste war, mit 18 Jahren den Führerschein zu haben und möglichst auch ein eigenes Auto. Da war man stolz drauf und frei! Doch der Begriff der Freiheit ändert sich immer wieder je nach Lebenssituationen. Heute ist Freiheit für mich KEINEN Parkplatz suchen zu müssen, mich NICHT über hohe Parkgebühren zu ärgern und meine Reisezeit effektiv zu nutzen (lesen, schlafen, arbeiten, Gedanken nachhängen, Kontakte pflegen…). 

Sie sind eine Top-Managerin, aber auch zweifache Mutter. Wie bekommen Sie alles unter einen Hut?

Ich habe ein großartiges familiäres Umfeld, welches mich komplett unterstützt. Mein Mann und ich sind beide sehr viel unterwegs, und wir teilen uns unsere Abwesenheit gut ein. Beide stehen wir für Familie und unsere Kinder gleichwertig ein! Dazu kommt die unerlässliche Unterstützung meiner Eltern, die damals zu uns in die Stadt gezogen sind, um uns mit den Kindern zu helfen. Und sie machen das großartig! Ohne meine Eltern wäre es deutlich schwerer, wir müssten auf externe Unterstützung zurückgreifen. Das Wichtigste ist aber: Es gibt Zeit für Arbeit und Zeit für die Familie, und die Kinder stehen immer an erster Stelle – egal was ist. 

Wie reagieren Sie, wenn Sie unter extremen Druck geraten? Und wie schalten Sie wieder ab?

Druck führt bei mir zu extremer Priorisierung und Geschwindigkeit. Klarer Fokus und nicht aus der Ruhe bringen. Wichtig ist, dass man ein super Team um sich herum hat, auf das man sich immer verlassen kann und welches jede Situation mit unterstützt. Genau das habe ich im hvv! Druck verteilt sich automatisch auf mehrere Schultern – der Zusammenhalt ist immens. 
Abschalten? Wenn meine zwei Töchter durch die Tür kommen… Dann kommen die wahren Themen des Lebens, und es gibt nix Schöneres, als deren Lachen. 

Mit wem würde Sie gern mal einen gemeinsamen Tag verbringen?

Mit Herbert Diess – dem ehemaligen VW CEO. Weil er es geschafft hat, ein sehr großes Unternehmen in eine zukunftsweisende Richtung zu entwickeln und VW in der Folge mit den Begriffen Modernität und Wandel verbunden wurde.

Welches Talent liegt bei Ihnen brach, was Sie irgendwann einmal ausleben wollen?

Mein Bezug zur Mode und zum Designen – insbesondere für Kinderkleidung. 


Das Interview ist der Ausgabe Bahn Manager 5/23 entnommen.

Artikel Redaktion Eurailpress
Artikel Redaktion Eurailpress