"Der Trend zur Digitalisierung im Bahnsektor wird noch erheblich weitergehen"
Getac aus Taiwan ist ein Anbieter „robuster“ Technologie wie Laptops oder Tablets. Im Interview mit dem Bahn Manager sagt Eric Yeh, DACH-Vertriebschef des Unternehmens, wofür diese Produkte gebraucht werden, und wie er die weitere Entwicklung der Digitalisierung im Bahnsektor sieht.
Die Geräte von Getac sind so konstruiert, dass sie extremen Wetterbedingungen standhalten oder auch Stürze aus bis zu 1,80 Metern Höhe aushalten. Im Bahnsektor beliefert Getac Kunden wie Bombardier. In Deutschland ist das Unternehmen neuerdings auch im Geschäft mit „dem größten Mobilitätsanbieter“, wie Managing Director Eric Yeh sagt – weitere Details dazu möchte er noch nicht nennen. Wozu braucht man robuste Laptops oder Tablets? Wie sieht Yeh die weitere Entwicklung des Bahnmarkts in Europa? Darüber spricht er mit dem Bahn Manager im Interview.
Herr Yeh, wozu braucht man Ihre robusten Laptops oder Tablets im Bahnsektor?
Eric Yeh: Viele Arbeiten werden in rauen Umgebungen und oft unter sehr widrigen Wetterbedingungen, bei Staub, Nässe, Hitze oder Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erledigt. Die eingesetzten Geräte müssen über eine hohe Robustheit verfügen und unter allen Bedingungen zuverlässig und ausfallsicher funktionieren.
Die Geräte sind also entsprechend konstruiert und geschützt. Wie lässt sich das machen, ohne dass es auf Kosten der Leistungsfähigkeit geht?
Das ist die Kunst, beides optimal unter einen Hut zu bringen. Ich bin davon überzeugt, dass wir das exzellent gelöst haben. Bahnunternehmen, die sich robuste Computer zulegen, sollten unter anderem darauf achten, dass die Geräte über eine ausgezeichnete Konnektivität verfügen, um eine hohe Verbindungsqualität sicherzustellen. Nur so ist die schnelle Erfassung und Weiterleitung großer Datenmengen sowie der zuverlässige Zugriff auf Remote-Ressourcen in Echtzeit möglich.
Mit welcher Verbindungs- und Netzwerktechnologie sind Getac-Geräte denn ausgestattet?
Unter anderem mit 4G/5G, Wi-Fi 6 und GPS. Diese Technologien ermöglichen es, auf Experten aus der Ferne zuzugreifen, Videos vor Ort zu streamen, Technologien wie
Li-Fi anzuwenden, Anlagen in Echtzeit zu verfolgen und die betriebliche Effizienz zu steigern. Ein weiterer wichtiger Punkt sind lange Akkulaufzeiten und hoher Bedienkomfort, wie die Möglichkeit der Dateneingabe auch mit Handschuh oder Stift und ein stets gut ablesbares Display.
Teil Ihres Geschäftsmodells sind jedoch auch Softwarelösungen, richtig?
Ja, denn wir möchten als Partner verstanden werden, der die Anforderungen und Herausforderungen der Bahn in der Tiefe versteht und so die effektivsten Lösungen anbietet. Deshalb kombinieren wir unsere Hard- und Software sowie unser Zubehör auch mit entsprechenden Service- und Garantieleistungen, um die außerordentlichen technologischen und kommerziellen Anforderungen der Branche zu erfüllen.
Ihre Lösungen sind unter anderem bei Bombardier im Einsatz. Wofür werden sie dort konkret benutzt?
Bombardier Transportation ist ein gutes Modell für die intelligente Implementierung digitaler Prozesse. Das Unternehmen verfügt über eines der umfangreichsten Schienenfahrzeugportfolios der Welt. Die hochqualifizierten Techniker, verantwortlich für die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Flotte, sind gefordert, kritische Wartungsarbeiten in anspruchsvollen Arbeitsumgebungen zu erledigen. Die dort eingesetzten Laptops wurden speziell für die Durchführung von Diagnosetests und Wartungsaufgaben an Zügen unter allen möglichen Bedingungen entwickelt. Dadurch konnte Bombardier Transportation die Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit seiner Züge erhöhen und gleichzeitig wirtschaftliche Vorteile erzielen, wie kürzere Wartungs- und Standzeiten sowie höhere Effizienz.
Welche Megatrends sehen Sie für den Verkehrsträger Bahn in Zukunft?
Da sind natürlich einerseits Trends wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Die Bahn stellt, sowohl hinsichtlich der Beförderung von großen Menschenmengen als auch von Gütern, einen enormen Wert für die Gesellschaft dar. Andererseits ist für mich erkennbar, dass der Trend zur Digitalisierung noch erheblich weitergehen wird. Denn die digitale Transformation ist eine wesentliche Voraussetzung für die Bewältigung der Herausforderungen, vor der die Bahnindustrie steht. Bislang hat die bestehende IT-Landschaft, die sich vor allem in Europa seit den 1990er Jahren nur gering verändert hat, den Bedarf der Branche weitgehend gedeckt und in vielen Fällen das Wachstumstempo vorgegeben.
Sie glauben, dass die bestehende IT-Landschaft inzwischen an ihre Grenzen stößt?
Auf jeden Fall ist das Vorantreiben der Digitalisierung ein wichtiger Schlüssel für einen sicheren, pünktlichen und in jeder Hinsicht effizienten Bahnbetrieb. Insgesamt besteht in Europa und insbesondere in Deutschland immer noch ein hohes Potenzial für die Digitalisierung im Schienenverkehr, besonders auch in der Bahninfrastruktur. Mit dem Einsatz von IoT, Künstlicher Intelligenz und Cloud-Kapazitäten werden sehr viele Veränderungen in Hard- und Software erforderlich sein, um den spezifischen Anforderungen und Aufgaben bei der Bahn insgesamt gerecht zu werden.
Zur Person:
Eric Yeh ist Managing Director bei der Getac Technology GmbH. Er verantwortet dort die strategische Planung, die Steuerung der gesamten Unternehmensaktivitäten sowie den Vertrieb der Getac-Produkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Taipei, Taiwan. Vor seiner Arbeit für Getac in Deutschland ab 2012 war Yeh bei dem Unternehmen unter anderem vier Jahre lang für den globalen Vertrieb von Tablets und Handhelds zuständig. Er hat einen Bachelor in Elek-
trotechnik der Southern Taiwan University of Science and Technology sowie einen Master in Marketing des Baruch Colleges New York.
Das Interview ist dem Bahn Manager entnommen, Heft 6/2023, das am 21. Dezember erscheint.