Bahn Manager

Spanische Züge bremsen Flugzeuge aus

Premiere des Iryo am 21. November 2022: Die erste Fahrt fand zwischen Madrid und Valencia statt. Foto: Stefanie Claudia Müller

Durch den 2022 eingeführten privaten Wettbewerb beim Passagierverkehr wurden viele Hochgeschwindigkeitstrecken billiger und sind damit inzwischen vielfach attraktiver als Inlandsflüge, von denen immer mehr gestrichen werden in Spanien, weil sie nicht mehr rentabel sind. Jetzt soll auch der Madrider Flughafen an das AVE-Netz angeschlossen werden.

Dieser Artikel enstammt der bahn manager-Ausgabe 03/2023.

Von Stefanie Claudia Müller

Emmanuel Macron musste zum Verbot greifen: In Frankreich sind Inlandsflüge unter zweieinhalb Stunden für die nächsten drei Jahre nicht mehr erlaubt. In Spanien hat Angebot und Nachfrage das Problem der klimafeindlichen nationalen Flüge vorerst von allein geregelt. Der weitere Ausbau der Hochgeschwindigkeit von Madrid gen Norden und Süden und die hohe Pünktlichkeit macht Reisen auf Schienen in vielen Fällen für Geschäftsreisende in Spanien bequemer. Nach Angaben der Association of Airlines (ALA) gab es im ersten Quartal 2019 rund vier Millionen Passagiere, die sich für das Flugzeug entschieden haben, um auf den Strecken Barcelona, Alicante, Malaga, Valencia und Sevilla zu reisen. Im selben Zeitraum des Jahres 2023 sind die Zahlen der Fluggäste mit diesen Destinationen um mehr als 75 Prozent auf 922.050 gesunken, während auf der Zugstrecke Madrid – Barcelona 43 Prozent mehr Passagiere als im Jahr 2019 und auf der Linie Madrid – Valencia 11 Prozent mehr unterwegs sind. Dennoch reicht das einigen Aktivisten und Politikern in Spanien nicht.

Trotz des AVE-Marktvorteils könnte ein Verbot für Inlandsflüge kommen
Die Umweltorganisation „Ecologistas en acción“ und auch die extremlinke kleinere Regierungspartei UnidasPodemos fordern die Aufnahme einer ähnlichen Maßnahme wie in Frankreich ins spanische Gesetz zur nachhaltigen Mobilität. Sie wollen nationale Flugreisen mit einer Bahnalternative von bis zu vier Stunden eliminieren. Iberia mit seinen Tochter-Marken Air Europa und Vueling kündigte derweil schon im Dezember 2022 an, dass sie dem Wettbewerb auf den Schienen vor allem auf der Businessstrecke Madrid – Barcelona die Stirn bieten werden. Die spanische Airline fliegt diesen Weg 86mal in der Woche, aber auf anderen Destinationen wie Valencia und Sevilla sieht es für sie nicht mehr so gut aus. Der ganze Norden von Spanien macht allerdings noch viele Investitionen ins Streckennetz notwendig, bevor hier die Bahn Iberia & Co. schlagen kann.
Preislich ist Zugfahren dank der vielen Low-Cost-Angebote bei der Hochgeschwindigkeit günstiger geworden in Spanien, teilweise sind Inlandsflüge teurer. Letztes Weihnachten sank der durchschnittliche Ticketpreis bei Hochgeschwindigkeitsstrecken im Korridor Madrid – Barcelona um 21 Prozent und im Fall von Valencia um 57 Prozent. Derzeit betreiben vier Unternehmen den Personenverkehr mit Hochgeschwindigkeitszügen: AVE, Avlo (beide gehören zur staatlichen Renfe), Iryo und Ouigo. Und schon bald wird es auch eine Station Flughafen Madrid-Barajas geben, was für den Inlandtourismus interessant sein wird. Adif – das für die Eisenbahninfrastruktur zuständige Unternehmen in Spanien – hat Anfang des Jahres einem spanischen Konsortium aus Lantania und ASCH die Arbeiten der ersten Phase übertragen. Der Vertrag hat ein Gesamtvolumen von 17,6 Millionen Euro und eine Ausführungsfrist von 17 Monaten, sodass die ersten Flughafen-Hochgeschwindigkeitszüge Ende 2024 in Betrieb gehen könnten.

Artikel Redaktion Eurailpress
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