Europa-Sonderzug Connecting Europe Express wirbt für die Eisenbahn
Im September 2021 startete er in Lissabon, am 7. Oktober soll er in Paris ankommen. Der kurz CEE genannte „Connecting Europe Express“ rollt als Botschafter für das „Europäische Jahr der Schiene 2021“ durch rund 100 Städte in Europa. Nach einem fulminanten Bahnfest im bayerischen Schwandorf und Halten in Regensburg und München am 26. September stoppte der EU-Sonderzug tags drauf in Ulm.
Vor dem Zug entspann sich eine Zeremonie, die in den nächsten Tagen auch auf den anderen deutschen Bahnsteigen zu sehen sein wird. Als lokaler Gastgeber überreichte der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch der im Zug reisenden EU-Delegation die Flagge der Stadt und erhielt im Gegenzug von Herald Ruijters, Direktor Generaldirektion MOVE, Investment, Innovative Sustainable Transport, die EU-Flagge. Erfreuter Augenzeuge war der DB-Konzernbevollmächtigte für das Land Baden-Württemberg Thorsten Krenz.
"Der Connecting Europe Express ist viel mehr als nur ein Zug - er ist ein lebendes Experiment. Seine Fahrt durch Europa ermöglicht es uns, die Fortschritte und Vorteile des Schienenverkehrs zu sehen, aber er rückt auch die verbleibenden Probleme ins Licht, die wir lösen müssen, um unsere zusammenführenden Projekte wie den einheitlichen europäischen Eisenbahnraum und die Transeuropäischen Verkehrsnetze zu vollenden", erklärte bei der Abfahrt des Zuges die EU-Kommissarin für Verkehr Adina Valean.
Diesem Motto gemäß werden im Umfeld des Zuges in den einzelnen angefahrenen Städten auch Ausstellungen und Diskussionen zu Bahnthemen stattfinden. So steht am 29. September in der neuen DB-Güterzugbildungsanlage in Halle (Saale) die Digitale Automatische Kupplung im Blickpunkt. Bei längeren Stopps kann ein Sonderwagen mit einer Ausstellung über neue Technologien und Infrastrukturprojekte im Schienenverkehr besichtigt werden, so zum Beispiel am 30. September im Berliner Ostbahnhof.
Grünen-MdB Gastel: Nach der CEE-Begrüßung zum Verhandeln nach Berlin
Auch der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Matthias Gastel war mit Parteifreund*innen, unter ihnen Landtagsabgeordnete, zum Empfang des Europazugs am Ulmer Bahnsteig 1 erschienen. „Unsere zahlreiche Anwesenheit zeigt schon: Wir Grünen finden das Engagement der EU für die Eisenbahn und auch diesen Zug gut“, sagte Gastel dem bahn manager. In einer kurzen Ansprache lobte die Grünen-Europaabgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg das Engagement der EU für Nachtzüge und kündigte weitere Initiativen zum Ausbau des europäischen Bahnverkehrs an. Nachdem das Ergebnis der Bundestagswahlen weitgehend feststeht, habe er jetzt auch das FDP-Wahlprogramm ausführlich studiert, erläuterte Gastel dem bahn manager. Dabei habe er an einigen Stellen schlucken müssen: „Da wird doch vieles ganz anders gesehen als bei uns.“ Dennoch werde seine Partei schon in dieser Woche mit Verhandlungen beginnen wollen: „Das wird ja von uns erwartet, dass wir schnell alle Möglichkeiten aussondieren für eine tragfähige Regierung.“
Am Bahnsteig des Ulmer Hauptbahnhofs begrüßten den CEE auch Teilnehmer*innen einer verkehrs- und umweltpolitischen Deutschland-Bahntour des August Bebel Instituts Berlin in Kooperation mit dem Fachausschuss Mobilität der SPD Berlin. „Fahrgäste wünschen sich, dass internationales Reisen mit der Bahn so einfach wird wie im Flug- und Straßenverkehr“, erinnerte Ingo Koschenz, Fachreferent für Osteuropaverkehre beim Fahrgastverband Pro Bahn. Deshalb habe sein Verband für das Europäische Jahr der Schiene 2021 konkrete Projekte vorgeschlagen, die auch die Verbesserung der grenznahen Infrastruktur umfassen, beispielsweise die Strecke Dresden – Görlitz – Grenze DE/PL. Die Trassenentgelte für die Nutzung der Schienen sollten auf niedrigem Niveau zum Grenzkostensatz harmonisiert werden.
Der Berliner SPD-Bahnexperte Jürgen Murach fand es gut, durch einen solchen Sonderzug in ganz Europa für die Eisenbahn zu werben. Allerdings hätte der Zug gerne auch über sogenannte Flaschenhals-Strecken fahren sollen, die des Ausbaus harren, zum Beispiel die deutsch-polnische Grenze bei Frankfurt/Oder: „Denn bei allen löblichen Investitionen europäischer Länder und der EU in das Bahnsystem bleibt ja noch viel zu tun.“ Die bahnpolitische Delegation aus Berlin, der auch Expert*innen aus Brandenburg und Polen angehören, wird mehrere Städte aufsuchen, die auch vom CEE-Zug angesteuert werden, unter anderem Bad Bentheim.
In Deutschland hat der CEE-Zug folgende öffentlichen Halte: Karlsruhe Hauptbahnhof Dienstag, 28. September, Ankunft: 15.07 Uhr, Abfahrt: 16.18 Uhr. Frankfurt am Main Hauptbahnhof Dienstag, 28. September, Ankunft: 18.09 Uhr, Abfahrt: 29. September, 7.27 Uhr. Leipzig Hauptbahnhof Mittwoch, 29. September Ankunft: 12.03 Uhr, Abfahrt 19.09 Uhr. Berlin - Ostbahnhof Donnerstag, 30. September Ankunft: 8:50 Uhr, Abfahrt: ca. 14:50 Uhr. Berlin-Hauptbahnhof Donnerstag, 30. September Abfahrt: 15.00. Hamburg Hauptbahnhof Donnerstag, 30. September Ankunft: 18.39 Uhr, Sonntag, 3. Oktober Abfahrt: 7.13 Uhr. Bremen Hauptbahnhof Freitag, 3. Oktober Ankunft: 8.08 Uhr, Abfahrt: 8.23 Uhr. Bad Bentheim Freitag, 3. Oktober Ankunft: 10.12 Uhr, Abfahrt: 10.25 Uhr nach Amsterdam (Ankunft 13.33 Uhr).
Der griechische Reiseblogger Kamil Goungor (https://www.instagram.com/thetrawheeler/) wird die Reise von München nach Berlin begleiten. Er berichtet über barrierefreies, grünes und preiswertes Reisen und setzt sich für inklusive und nachhaltige Transport- und Unterkunftsmöglichkeiten für alle ein. Der Connecting Europe Express verbindet die portugiesische, slowenische und französische EU-Ratspräsidentschaft miteinander und besteht aus sechs Wagen von Eisenbahnunternehmen aus sechs Ländern: Österreich, Ungarn, Schweiz, Italien, Frankreich und Deutschland. Neben dem Ausstellungswagen gibt es je einen Konferenz-, Speise- und Schlafwagen sowie zwei Sitzwagen. Informationen zu allen Stationen in Deutschland gibt diese Webseite: https://ec.europa.eu/germany/content/connecting-europe-express-gesamte-route_de (red./eu/hfs)